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(Text aus Pfabü 117: Indien: Option für die Jugend)
sts| Die biblische Gestalt Eva in dieser Rubrik anzutreffen, mag einigermassen überraschen. Und doch, alle Gottesdienstbesuchenden können sich selbst davon überzeugen, vorne links, in der Reihe heiliger Frauengestalten, ist sie auf einem der Kirchenfenster im Chorbereich abgebildet. Eva, die biblische Urverführerin Adams, eine Lichtgestalt, eine Heilige? Und es wird noch besser respektive eindeutiger, wenn wir das offizielle Heiligenverzeichnis aufschlagen und dort sehen, dass just zu Heiligabend, dem 24. Dezember, auch die Namen von Adam und Eva stehen, die dann ihre Namenstage feiern! Was hat das zu bedeuten, wie ist das zu verstehen?
Nun, das biblische Urpaar Adam und Eva versinnbildlicht eben nicht nur die Schuld des Menschen, vielmehr ebenso die Gnade Gottes. Denn nach paulinischer Theologie ist Jesus Christus der «neue Adam», «unser Retter und Heiland», der zurückbringt, «was durch Adams Sünde verlorenging» (vgl. 1 Kor 15,45-49). Und schon der frühchristlichen Theologie der ersten Jahrhunderte war es wichtig, zu sagen, dass Gott auch Adam und Eva neu begnadet und der Erlösung teilhaftig gemacht hat. Die Platzierung von Eva und Adam auf Heiligabend (und bei uns als Lichtgestalt) hat also einen zutiefst theologischen Grund und Aussagegehalt: Es geht um den Glauben, dass die weihnächtliche Erlösung, das Kommen des Erlösers in die Welt wirklich alle und alles umfasst und niemanden ausschliesst, nicht einmal Adam und Eva. Denn so singen wir es ja in einem alten Weihnachtslied: «Heut schliesst er wieder auf die Tür zum schönen Paradies; der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis.» Lichtgestalt Eva – selbst als Teil der Sündenfallsgeschichte ist sie deswegen nicht ausgenommen, sondern ganz hineingenommen in die viel grössere Heilsgeschichte. Wir, die Kinder der Erde, sind und bleiben zugleich Kinder des Lichtes.