Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Vor dem Essen wurde bei uns zu Hause immer gebetet: entweder «Segne, Vater, diese Speise, uns zur Kraft und dir zum Preise», oder «Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast.» Mit der Bitte, Gott möge die Speisen segnen, bedankten wir uns für die Gaben, die der Schöpfer grosszügig für uns hatte wachsen lassen. Kurz nach dem Krieg war es für eine siebenköpfige Familie keineswegs selbstverständlich, täglich genügend Nahrung auf dem Tisch zu haben. Auch wenn die Mahlzeit gewöhnlich nur aus Brot, Milch, Kartoffeln, Gemüse, Salat oder Kompott bestand, brachten wir mit dem Segensgebet zugleich deren Wertschätzung zum Ausdruck.
Wenn ich morgens zur Schule ging, zeichnete mir meine Mutter mit Weihwasser ein Kreuz auf die Stirne und gab mir ein «Bhüet di Gott!» als Segenswunsch mit auf den Weg.
Mit dem Segnen verbinden wir den Wunsch, jemand möge Anteil an göttlicher Kraft erhalten, Gott möge die Person schützen und dafür sorgen, dass es ihr gut geht. In der Eucharistiefeier ist es der Priester, der am Schluss des Gottesdienstes den Segen spendet. Aber grundsätzlich kann jede und jeder einen Segen aussprechen. Eine Weihe braucht es dazu nicht.
Inspiriert vom Thema «Gesegnet sein» des gesamtstädtischen Gottesdienstes vom 14. Juni im Eulachpark hat das Redaktionsteam einige Facetten des Themas Segnen zum Thema dieses Hefts gewählt. So befasst sich ein Beitrag mit besonderen Segenszusagen in der Bibel; ein anderer geht dem verbreiteten Brauch der Gräbersegnung an den Festen Allerheiligen und Allerseelen nach. Wie viele unterschiedliche Segenshandlungen im Lauf des Kirchenjahres stattfinden, macht eine (unvollständige) Auflistung deutlich. Segensworte können jederzeit selbst formuliert werden.
Wir wünschen Ihnen anregende Denkanstösse bei der Lektüre.
Für die Redaktion
Otto Dudle
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