Jakob

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(Text aus Pfabü 120: Anders ist normal)

sts| Heiliggesprochen wurden sie nie, die alttestamentlichen und auch viele neutestamentliche Gestalten in unserer jüdisch-christlichen Bibel. Trotzdem, ihr Lebenszeugnis hat Gewicht, ihre Geschichten werden (vor-)gelesen im Gottesdienst und Religionsunterricht und drei Frauen und drei Männer haben es sogar in die Reihe unserer Kirchenfenster als Lichtgestalten geschafft; vorne links Eva, Judith und Esther und vorne rechts, Abraham, Isaak und Jakob. Dem Letztgenannten widmen sich die folgenden Zeilen.

Wer ihn anschaut in unserer Kirche, sieht einem stämmigen Mann mit ebenso wallenden Gewändern wie gewelltem Bart in die Augen. Auf den ersten Blick, ein Patriarch wie er im Buche steht. Wenn wir aber genauer nachlesen, was über ihn im Buch Genesis steht, bekommt sein Bild noch etwas andere Züge und wir erfahren, dass auch Lichtgestalten ihre Schatten hatten und haben. (In Klammer: Offenbar scheint das für Gott kein Grund zu sein, gerade mit solchen Menschen lange Wege zu gehen und durch solche Menschen Erstaunliches in die Wege zu leiten.)

Bleiben wir bei Jakob, der uns als Lichtgestalt in unserer Kirchenfensterreihe offenen Auges anschaut. Dabei hören wir von ihm als erstes, wie er sich schon bei seiner Geburt an die Ferse seines Zwillingsbruders heftet und sich später das Erstgeburtsrecht erschleicht. Das zwingt ihn dann auch zur Flucht, auf der ihn nicht nur sein Schatten einholt, sondern ein erstes Mal die Ahnung, dass der Gott seiner Väter und Mütter im Glauben auch sein Gott ist, der mit ihm persönlich etwas zu tun haben will. Ja, auf der Flucht wird aus dem bevorzugten Muttersöhnchen ein Mann, dem in dunkler einsamer Nacht der Traum von der Himmelsleiter geschenkt wird und die Zusage, dass Gott mit ihm sein wird. Und tatsächlich scheint sich dieser Traum zu realisieren im materiellen Glück und einer grossen Nachkommenschaft. Allerdings fehlt zum grossen, ungeteilten Glück noch etwas: War er doch nie mehr zu Hause gewesen und hatte auch seinen betrogenen Bruder nie mehr gesehen. Und so macht er sich erneut auf den Weg, um in der Nacht vor dem Zusammentreffen mit seinem Bruder Esau eine ganz andere Begegnung zu bestehen. Es kommt nämlich am Fluss Jabbok zu einem nächtlichen Ringen mit Gott, aus dem Jakob hinkend, aber gesegnet hervorgeht. Nun erst ist er den Namen Jakob (=Betrüger) los und hat einen neuen Namen bekommen "Israel" (=Gottesstreiter).

Als dieser steht er nun aufrecht vor uns – um uns Mut zu machen auf unserem Weg mit Licht und Schatten und in unserem Ringen um einen persönlichen Glauben.