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Neues Pfarreibulletin zum Thema "Ich und Du"

Neues Pfarreibulletin zum Thema "Ich und Du"
Datum
01.07.2025

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Als ich mit 18 Jahren meinen Führerschein gemacht habe, träumten meine Freundin und ich von einem eigenen Auto. Und mit diesem Traum kam auch
gleich eine fast schon philosophische Frage: Welches Kennzeichen soll das Auto haben? In Deutschland kann man die Buchstaben vor den Zahlen
oft selbst wählen – und natürlich wollten wir etwas Persönliches. Ich habe mich damals für ein ER entschieden. Vielleicht, weil ich mich gerade ein
bisschen mehr für das andere Geschlecht als für Autos interessiert habe? Meine Freundin dagegen wollte unbedingt ein DU. Ihre Erklärung war einfach
– und ziemlich überzeugend: «Jeder, der hinter mir fährt, fühlt sich direkt angesprochen. DU spricht alle an.»

Das Du und das Ich gehören untrennbar zusammen: Ohne Ich gibt es kein Du und erst durch das Du werde ich zum Ich. Wer bist du für mich? Und wer bin ich für dich? Diese scheinbar einfachen Fragen berühren zutiefst, was menschliches Miteinander ausmacht – unsere Beziehungen, unser Reden, unser Verstehen. Das aktuelle Pfabü hat den Titel «Ich und Du» – eine Einladung, dem Wesentlichen auf die Spur zu kommen.

In einer Welt, in der Kommunikation oft auf oberflächlichen Austausch reduziert wird, entdecken wir mit dem Philosophen Martin Buber wieder die Tiefe echter Begegnung. Sein dialogisches Prinzip stellt dem funktionalen «Ich-Es» das lebendige «Ich-Du» gegenüber – eine Beziehung, die nicht benutzt, sondern bejaht. Spirituell berührend ist der Gedanke des «göttlichen DU»: Ein Gott der uns anspricht und in dessen DU wir seine Gegenwart lebendig erfahren dürfen. Ein Gott, der mit uns in Beziehung treten will. Gott hat jedem Menschen Wert und Würde durch sein DU zugesprochen, aber wie erleben LiturgiehelferInnen dies beim Kommunionsausteilen in der Kirche? Da wird aus dem Du leicht ein bevorzugtes priesterliches Er.

Auch das Siezen und Duzen beschäftigt uns: Was passiert, wenn wir jemandem das Du anbieten oder verwehren? Wann schafft das Du Nähe, wann das Sie Respekt?

Dies Heft ist keine Sammlung fertiger Antworten, sondern eine Einladung zum Mitdenken, Mitfühlen und vielleicht auch zum neuen Sprechen. Denn jede Beziehung beginnt mit einem Du. In diesem Sinne: Willkommen, Du!

Für die Redaktion
Marianne Pleines

 

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