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(Text aus Pfabü 106: Kirche findet Stad(t))
sts| Auf der rechten Seite über dem Seiteneingang ist er bei uns dargestellt, Vinzenz von Paul, ein fast ärmlich gekleideter Mann mit einem kleinen hilflosen Kind im Arm. Es ist eines seiner vielen Sorgenkinder, denen er seine ganze Zuwendung schenkte und von deren Not er sich zu immer neuen Hilfsaktionen und Hilfsprojekten hinreissen liess.
Vom armen Bauernsohn…
Doch schön der Reihe nach: Vinzenz von Paul wurde am 24. April 1581 im winzigen Dörfchen Pouy geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Seine theologischen Studien in Toulouse und die Weihe zum Priester eröffneten ihm neue, ungeahnte Möglichkeiten. Zunächst allerdings machte der karrieresüchtige Priester eine ganze Menge Schulden und landete schliesslich in Paris am Hof der Ex-Königin Marguerite als «Almosenverteiler». 1617, abgestossen vom höfischen Glanz und Trubel und nach einer persönlichen Krise, versprach er, sein ganzes Leben in den Dienst der Armen zu stellen. So erfand er nach und nach die Einrichtung der Volksmissionen für die von der Kirche stiefmütterlich behandelte Landbevölkerung, leitete Resozialisierungsmassnahmen für die Galeerensträflinge ein, sorgte für Bettler, Schwerkranke, verlassene Alte, gefährdete Jugendliche und ausgesetzte Findelkinder. Mit seinen Caritasvereinen wurde er zum Pionier organisierter kirchlicher Hilfstätigkeit und Sozialarbeit. 1625 und 1633 kamen die Ordensgründungen der «Vinzentiner» respektive der «Töchter der christlichen Liebe» (heute: Vinzentinerinnen) hinzu.
…zum Erfinder der Caritas
Dieses immense Engagement war getragen von gewachsenen Überzeugungen und einer echten «Bekehrung» durch die Armen selber! Dabei hatte er sich immer wieder auch zu wehren respektive zu rechtfertigen gegenüber Vertretern einer rein «geistlichen» Seelsorge. «Lieben wir Gott im Schweisse unseres Angesichts, unsere ganze Aufgabe ist: Handeln», konnte er etwa sagen. Und weiter die Parole ausgeben: «Die Armen sind unsere Herren, sie sind unsere Könige.» Weil das tiefste Geheimnis Gottes für ihn «Erbarmen» hiess, weil Gott also nicht in sich ruht, sondern auf die Menschen bezogen ist, darum konnte Glauben für ihn auch nie bedeuten, sich aus den Schwierigkeiten und Enttäuschungen der Welt in einen trügerischen frommen Frieden zu flüchten. Wie Vinzenz von Paul selber bescheinigte, war es durchaus ein hartes Stück Arbeit an sich selber, um ein solcher Mensch zu werden, der Gottes Nähe ausstrahlen kann und sich besorgt zeigt um jede menschliche Not. Fast gelähmt, aber geistig hellwach, starb er 1660, in Paris. 1737 wurde er heiliggesprochen.